Der Leistungsdruck in unserer Gesellschaft nimmt immer mehr zu. Anstatt aber im Sinne der ArbeitnehmerInnen dem entgegenzuwirken, befeuert die aktuelle Bundesregierung diesen Zustand immer weiter. Das mit 1. September des Vorjahres in Kraft getretene neue Arbeitszeitgesetz, das eine 60-Stunden-Woche ermöglicht, ist dabei die Spitze des Eisbergs. „Viele Beschäftigte fürchten, dass sie unter diesen Voraussetzungen nicht bis zur Pension durchhalten können. Deshalb muss der Druck endlich sinken“, warnt Klaus Haidinger, Betriebsrat in der voestalpine, der für die Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen bei den AK-Wahlen (19. März bis 1. April) kandidiert.
„Es ist ganz klar, dass wir ein modernes Arbeitszeitgesetz brauchen. Eines, das nicht nur die Interessen der Wirtschaft und der Industrie in den Vordergrund stellt, sondern eines, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt“, sagt auch Stefan Bauer, Zentralbetriebsrats-Vorsitzender beim Sozialhilfeverband Linz-Land. „Die arbeitenden Menschen, die bei uns täglich tolle Leistungen erbringen, brauchen Planbarkeit und müssen vor Gesundheitsrisiken geschützt werden. Arbeit darf nicht krank machen“, so Bauer weiter.
Kehrtwende bei der Arbeitszeit notwendig
Haidinger betont, dass die Österreicher bereits jetzt im europäischen Vergleich bei der tatsächlich geleisteten Wochenarbeitszeit im Spitzenfeld liegen: „Das ist auch ein Resultat der vielen Überstunden – von denen nach wie vor jede fünfte unbezahlt bleibt.“ Deshalb plädiert er für eine rasche Kehrtwende: „Wir sollen nicht länger arbeiten, sondern die Arbeitszeit Schritt für Schritt verkürzen. Parallel dazu sollen die Betriebe verpflichtet werden, ausreichend Personal einzustellen, um der krankmachenden Arbeitsverdichtung entgegenzuwirken.“
1700 Euro Mindestlohn
„Wer arbeitet, muss auch davon leben können“, fordert Gottfried Lichtenberger, Regionalsekretär bei der GPA-djp. Mit dem kollektivvertraglichen Mindestlohn von 1500 Euro wurde 2017 ein Meilenstein gesetzt. Das kann aber nur ein Zwischenschritt gewesen sein. „Deshalb fordern wir einen Mindestlohn von 1700 Euro und einen leichteren Wechsel von Teilzeit- in Vollzeitbeschäftigung“, sagt Lichtenberger.
Faire Chancen für ältere Beschäftigte
Haidinger fordert darüber hinaus faire Chancen für ältere Beschäftigte: „Gerade ältere KollegInnen bringen viel Erfahrung und viele Kompetenzen mit. Trotzdem sind sie auf dem Arbeitsmarkt oft benachteiligt. Werden sie einmal arbeitslos, bekommen sie nur schwer eine neue Beschäftigung.“ Deshalb wäre es nur fair, die erfolgreiche Aktion 20.000, die von der Bundesregierung ersatzlos eingestampft worden ist, wiederaufzunehmen. Mit dieser Aktion wurden Arbeitsplätze im öffentlichen und gemeinnützigen Bereich für ältere ArbeitnehmerInnen geschaffen. Darüber hinaus sollen Unternehmen, die überdurchschnittlich viele ältere Beschäftigte kündigen, Strafe zahlen müssen.
Auch bei der Altersteilzeit fordern Haidinger, Bauer und Lichtenberger ein Umdenken der Regierung. „Die Erhöhung des Zugangsalters zur Altersteilzeit muss zurückgenommen werden, denn diese war ein Anschlag auf die Gesundheit der älteren ArbeitnehmerInnen.“ Außerdem muss ein Rechtsanspruch auf die Altersteilzeit eingeführt werden, um diese auch wirklich für alle Beschäftigten zu ermöglichen.