„Dank der hohen Produktivität der Beschäftigten machen die Unternehmen satte Gewinne. Statt sie produktiv zu investieren, schütteten sie 2016 aber mehr davon an die Eigentümer aus. Wenn die neue Regierung jetzt auch noch die Gewinnsteuern senkt, fließt nur noch mehr Geld in die Taschen der Eigentümer“, kritisiert AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.
Diese Ergebnisse stammen aus der jährlichen Analyse der offengelegten Jahresabschlüsse mittlerer und großer Kapitalgesellschaften in Österreich für den AK-Wertschöpfungsbarometer. Der Wertschöpfungsbarometer ermittelt den Überschuss der durchschnittlichen ordentlichen Pro-Kopf-Wertschöpfung (Pro-Kopf-Produktivität) über den durchschnittlichen Pro-Kopf-Personalaufwand in den untersuchten Unternehmen. In der Zehn-Jahres-Betrachtung ist er – zu Gunsten der Unternehmen – nominell um etwa 8,4 Prozent gestiegen.
Gewinnauszahlungen pro Beschäftigtem auf Rekordhöhe
Besonders auffallend sind 2016 die hohen Gewinnauszahlungen (betreffend die Vorjahresgewinne) an die EigentümerInnen. Die durchschnittlichen Gewinnauszahlungen pro Beschäftigtem lagen 2016 bei 16.220 Euro. Sie wurden gegenüber 2015 um 20,2 Prozent in die Höhe getrieben und zeigen damit den höchsten Wert seit Beginn der AK-Wertschöpfungsbarometer-Analysen im Jahr 2002!
Von 2006 bis 2016 sind die durchschnittlichen Gewinnauszahlungen an die EigentümerInnen pro Beschäftigtem nominell insgesamt um 55 Prozent gewachsen, fast dreimal so stark wie die Pro-Kopf-Personalaufwendungen (plus 19,7 Prozent)!
Nach Jahren der Wirtschaftsschwäche wäre es 2016 besonders wichtig gewesen, einen großen Teil der erzielten Gewinne in die Entwicklung der Unternehmen und ihrer Arbeitsplätze zu investieren. Mit Investitionen in beschäftigungsfördernde Sachanlagen und die MitarbeiterInnen kann ein Unternehmen zukunftsfit gemacht und auch der Unternehmenswert nachhaltig gesteigert werden. Die durchschnittlichen Sachinvestitionen je Beschäftigtem sind 2016 mit 13.729 Euro aber im Vergleich zum Vorjahr etwa gleich geblieben. In den untersuchten Unternehmen wurde 2016 pro Kopf sogar um etwa fünf Prozent weniger investiert als 2006! Damals betrugen die Sachinvestitionen noch 46 Prozent und die Gewinnauszahlungen ein Drittel (33,3 Prozent) des Überschusses, heute liegen diese Anteile bei 40,3 bzw. 47,6 Prozent.
All diese Daten sprechen gegen weitere Steuergeschenke und Senkungen sogenannter Lohnnebenkosten für die Unternehmen. Vielmehr sollten die Löhne kräftig erhöht und die ArbeitnehmerInnen steuerlich deutlich entlastet werden. Durch höhere Steuergutschriften – sprich: Negativsteuern – kommt eine Steuerreform auch Menschen mit sehr geringen Einkommen zugute. Das erhöht ihre Kaufkraft und schafft Nachfrage, die die Wirtschaft zur Stabilisierung des Aufschwungs dringend braucht.